Architektinnen und Architekten sehen es gemeinhin als ihre Aufgabe, Räume zu gestalten – bei genauerer Betrachtung ist dies aber eigentlich nicht korrekt: Der Raum als solcher im Sinne dessen, was in der Antike als der alles durchdringende Äther bezeichnet wurde, ist ja bereits vorhanden, aber in seiner Ausdehnung undefiniert, unklar, unendlich.
Unsere eigentliche Aufgabe ist es vielmehr, den Raum zu begrenzen und diese Grenzen in Lage, Ausdehnung und letztlich Gestaltung ferstzulegen: sei es in der Stadtplanung, die durch die Festlegung von Bebauungsstrukturen und Setzen von Baukörpern den Stadtraum mit Plätzen, Straßenräumen, Aufweitungen und Einengungen erst definiert und lesbar macht, sei es in der Landschaftsarchitektur, die vorher ungezügelte Natur dem Gestaltungswillen des Menschen unterwirft oder auch vorher versiegelte Flächen gezielt der Natur zurückgibt.
Die (Hochbau-)Architektur definiert bei der Gestaltung von Gebäuden einerseits mit der Außenfassade die Grenze von Außen- und Innenraum und ermöglicht andererseits durch Einteilung im Inneren Funktionen und Nutzungen, entscheidet dabei aber immer auch über die Aufenthaltsqualität der entstehenden Räume. Schließlich ist es die Innenarchitektur, die hochwertigen Räumen ihr Gepräge gibt und wiederum mit Einbauten, Möblierung, Materialwahl und Beleuchtung Zonen innerhalb davon abgrenzt.
Ironischerweise sind es erst diese Begrenzungen des Raums, die in den daraus resultierenden Zwischenräumen Funktionen und (Er-)Leben erlauben: wir wohnen, arbeiten, produzieren, lernen in Innenräumen, wir bewegen uns im Stadtraum oder Park, ordnen Funktionen, Zeiten, auch Eigentum anhand dieser abgegrenzten Räume. Die von Architektinnen und Architekten geplanten Grenzen sind es, die uns unsere freie Lebensgestaltung ermöglichen.
Die sächsischen Kolleginnen und Kollegen zeigen im vorliegenden Kalender wieder einmal, wie sie mit vielfältigen kreativen »Grenzsetzungen« zu unserem Lebensraum beigetragen haben und ich lade Sie dazu ein, sich an den hochwertigen Fotos zu erfreuen, aber auch im alltäglichen Leben einmal bewusst darauf zu achten, wie Raum erst durch seine Grenzen erfahrbar wird.
Es grüßt Sie
Andreas Wohlfarth, Freier Architekt Präsident der Architektenkammer Sachsen
Bestellung und Verkauf
Der Kalender 2022 ist ab Mitte Oktober in der Geschäftsstelle erhältlich (auf Anfrage auch in den Kammerbüros) oder kann unter dresden©aksachsen.org bestellt werden.
Preis: € 10,-/Stück, zzgl. Versand € 5,-