Ausstellungsarchiv
Baukultur

Peter Junghanss
Zeichnung und Druckgrafik
Ausstellung vom 11. September bis 14. November 2025
Vernissage am 10. September 2025, 18:00 Uhr im Haus der Architekten
mit Begrüßung durch Oliver Stolzenberg, Einführung von Tilman Wendland und Musik von Florian Mayer (Violine)

Zeichnen heißt Begreifen ... und was man aufzeichnen kann – das hat man begriffen.
Eine alte Wahrheit, die sich auch in der Umkehrung bestätigt: man begreift Realität, indem man sie zeichnet. Vieles läuft im Kopf des Zeichners ab, wenn er zzum Beispiel die dritte Dimension „wegschmilzt“ und diese in die Fläche transponiert. Sie ist damit keineswegs verlorengegangen, sondern vielmehr im Formenspeicher abgelegt, eingraviert und jederzeit abrufbar. Je abstrakter solch eine Skizze ausgeführt wird, um so mehr lässt sie etwas von der Faszination des schöpferischen Gedankens sichtbar werden. Ihre Unfertigkeit fordert die Ergänzung durch den Betrachter heraus.
Peter Junghanß ist ein Künstler, dessen Werk sich durch einen markanten, dynamischen Strich auszeichnet. Seine Zeichnungen wirken spontan und zugleich präzise – sie leben von der Bewegung der Linie und der Unmittelbarkeit des Moments. Besonders eindrucksvoll sind seine Kaltnadelradierungen. Der strichhafte Duktus verleiht den Bildern eine rhythmische Energie, die zwischen konstruktiver Ordnung und gestischer Freiheit oszilliert.
Das war nicht immer so bei Peter Junghanß. Die Grafiken aus den 1980er Jahren sind motivisch geprägt und rütteln erkennbar an dem gewalttätigen System der DDR: Der kleine eingesperrte und überwachte Vogel zeigt Selbstverständigung, Widerspenstigkeit und den Irrwitz des Überwachungsstaates. Die volkstümliche Weihnachtspyramide verwandelt sich in ein Schlachtfeld. Boys sekundiert den geächteten Dresdner Kulturschaffenden, Dr. Fritz Löffler.
Auch seine Rohrfederzeichnungen sind von großer Lebendigkeit und zeichnerischer Direktheit. Er entwickelt eine Visuelle Sprache, die sowohl impulsiv als auch strukturiert ist. Peter Junghanß schätzt die „grafische Ausdruckskraft“, das „Kratzige, Krakelige“ der Rohrfeder, die „Akzeptanz von Zufällen, denn hier geschieht eine unbewusste Übernahme von tieferliegenden Wahrnehmungen.
Die expressive, konzentriert herausgearbeitete Form, kennzeichnet viele seiner Architekturzeichnungen. Nicht die Gesamtansicht mit ihren vielen Details und Differenzierungen, sondern das für Peter Junghanß gewichtige Element, wie Kuppel, Gebälk, Dachlandschaft, gibt der Zeichnung die Ordnung. Die persönliche Aneignung wird zur Interpretation, zeigt einen spezifischen Ausschnitt in künstlerischer Umsetzung: kraftvoll, fast gewalttätig wird um die Form gerungen. Diese markante Federführung mit breitem Strich wird bei den Landschaften teilweise weicher. Der Furor tritt hinter malerischen Aspekten zurück.
Eine eigene Signatur haben seine Portraitzeichnungen. Oft eine fast abstrakte Qualität annehmend, fangen sie den Charakter mit wenigen gezielt gesetzten Strichen, nicht über das Detail, sondern über Ausdruck und Haltung, ein. Auch ohne die verborgenen Lebensgeschichten zu kennen, spürt der Betrachter die geistige Kraft, die aus diesen Physiognomien strahlt.
Die Werke von Peter Junghanß laden ein, sowohl das Konkrete als auch das Flüchtige mit neuen Augen zu sehen.

- 1942 in Leisnig geboren
- 1962–1971 Studium der Architektur und Kunst an der Technischen Universität Dresden, 1973 Promotion zum Dr.-lng.
- 1972–1989 Arbeit als Künstler und Architekt in Dresden
- 1992–2007 Professur für Freies Gestalten an der Technischen Hochschule Augsburg
- Seit 1976 nationale und internationale Einzel-und Gruppenausstellungen
unter anderem 2024 Schwäbische Galerie Obeschönenfeld
2023 Musée Ecole, Laval/ Frankreich, Ecke Galerie Augsburg
2021 Diözesanmuseum Augsburg, - Seit 1989 ständige Beteiligungen an der Großen Schwäbischen Kunstausstellung Augsburg, der nordschwäbischen Kunstaustellung Donauwörth und der Ausstellung im Kloster lrsee. Lebt und arbeitet in Stadtbergen.





